Eine Young Adult Geschichte, die die kleinen Momente einfängt und das alltägliche Chaos einfängt.
Worum geht es?
Wäre Sallys Leben ein Film, würde sie darin ganz sicher nicht die Hauptrolle spielen. Sie wäre eher der Sidekick - die Tochter, die keine Probleme macht, die Schwester, die Konflikte scheut, die Freundin, die ihre Meinung für sich behält. Sally mag diese Rolle nicht, dennoch füllt sie sie aus. Bis die ein paar Jahre ältere Leni bei ihnen einzieht und das Gefüge durcheinanderbringt. In ihrer Gegenwart fühlt Sally sich zum ersten Mal irgendwie echt. Und ist deswegen mehr hin- und hergerissen denn je. Zwischen dem, was von außen betrachtet richtig zu sein scheint, und dem, was sich in ihrem Inneren gut anfühlt. Ist der Moment gekommen, endlich die Protagonistin ihrer eigenen Geschichte zu werden?
Gestaltung und Schreibstil
Die Gestaltung hat mich sofort angesprochen. Besonders der Buchschnitt hat es mir angetan. Der Schreibstil ist sehr lebensnah, fängt die Momente in ein Marmeladenglas auf. Dadurch kann man sich in die Szenen hineinversetzten. Außerdem gibt es eine kleine Besonderheit: Es gibt Titelüberschriften statt Kapitel, die einfach durchnummeriert sind. Ich liebe es so sehr, weil einige von denen sehr witzig sind.
Man verfolgt hauptsächlich die Gedanken der Protagonistin Sally. Später kriegt man auch eine zweite Perspektive hinzu.
Meine Meinung
Sally wirkt nicht wie die typische Protagonistin eines Romans, sondern eher wie eine Nebendarstellerin. Das steht schon so ähnlich im Klappentext, aber ich wollte das nochmal hervorheben, weil sie in ihrer kleinen Bubble lebt. Gemeinsam mit ihrer Familie in diesem Haus, was schon etwas älter ist. Es herrscht Lockdown. Keiner darf aus dem Haus und hocken auf einem Haufen. Also auch nicht allzu lange her.
Jede Person hat ein einiges Päckchen zu tragen und durch die Augen von Sally und Leni bekommt man mit, wie jede oder jeder damit umgeht.
Sally konnte ich in einigen Punkt gut nachvollziehen. Ihre Gedanken und Fragen, die sie nicht wirklich ausspricht, weil es leichter ist, es für sich zu behalten. Ihre Beziehung zur Mutter, die irgendwie kritisch ist, aber irgendwie auch nicht. Die Interaktion zwischen den unterschiedlichen Geschwistern. Das alles hat mich total fasziniert, weil die vielen Handlungsstränge die Geschichte sehr facettenreich gemacht hat.
Vielleicht war mir das Buch thematisch noch zu nah an den Lockdowns dran oder ich habe nicht richtig in die Geschichte hineingefunden. Deshalb kann ich keine volle Bewertung abgeben. Ich finde es ist ein sehr gelungenes Jugendbuch mit den Fragen und Gedanken von jungen Erwachsenen, weshalb es nicht mei letztes Buch von Anne Freytag bleibt.
4/5 ⭐
[Rezensionsexemplar]
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